Gesprächskonzert: Peter Gülke & Klenke Quartett
| Weimar | Musikgymnasium Schloß Belvedere
J. S. Bach / W. A. Mozart
5 Fugen aus dem Wohltemperierten Klavier
Joseph Haydn
Streichquartett f-Moll op. 20/5
Dmitri Schostakowitsch
Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110
Wollte man das Kompositionshandwerk mit Begriffen des Sports beschreiben, könnte man sagen, dass Johann Sebastian Bach die Fugenkomposition nicht nur in den Rang einer olympischen Disziplin erhoben, sondern sogleich die Messlatte derart hoch gelegt hat, dass von Stund an jeder ernstzunehmende Teilnehmer am Wettbewerb bereits als Erfolg verbuchen konnte, auch nur die Nähe der vorgelegten Bestmarken zu erreichten. Versucht haben sie es alle, und wiewohl stets nur zweite Sieger, gingen die Besten unter ihnen dennoch nicht geschlagen aus der Arena, sondern bezogen aus dem nie zu gewinnenden Kräftemessen auf wunderbare Weise Stärke und Inspiration für eigene Höchstleistungen.
Mit den Streichquartettbearbeitungen von Bachs Fugen gewährt uns Mozart unmittelbaren Einblick in seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Meister. Haydns Werk gibt ebenfalls Zeugnis vom sportlichen Eifer, es Bach gleichzutun, z.B. in den delikat gearbeiteten Fugensätzen der Sonnenquartette, unter denen das selten gespielte Quartett in f-Moll eine Fuga a 2 soggetti beisteuert. Schostakowitsch wagte mit seinem Opus 87 den ganz großen Wurf und legte 24 Präludien und Fugen in allen Tonarten vor, als wollte er allen Herausforderern zurufen, dass ein Kräftemessen mit Bach bitteschön auch nach dessen Regeln zu erfolgen habe. Schostakowitschs persönlichstes Musikdokument, sein Streichquartett Nr. 8, macht jede Assoziation zum Sport schnell vergessen, steht aber exemplarisch für die vielen reifen Früchte, die in der Auseinandersetzung mit Bach gedeihen konnten. Gewohnt kenntnisreich und unterhaltsam wird Peter Gülke diesem Gesprächskonzert seine besondere Prägung geben.