Harald Schoneweg & Klenke Quartett
| Weimar | Herdersaal
Franz Schubert
Ouvertüre c-moll D8a für Streichquartett
Wolfgang Amadeus Mozart
Streichquintett D-Dur KV 593
Johannes Brahms
Streichquintett G-Dur op. 111
Über die Ursache dieser leisen Todesahnung, von der Johannes Brahms seinen Verleger im Jahr 1890 unterrichtet, können wir nur spekulieren. Gewiss ist, dass er sein Opus 111 in der festen Überzeugung schrieb, dies sei sein letztes Werk. Auch ohne solch anekdotisches Zusatzgewicht nimmt das zweite Streichquintett eine herausragende Stellung in Brahms‘ Kammermusikschaffen ein. Der Weg dorthin war nicht eben leicht. Bereits 1862 hatte er sich an dieser Besetzung versucht, das Resultat nach Joseph Joachims heftiger Kritik aber zum Klavierquintett umgearbeitet (siehe Konzert am 07.05.2017). Erst 20 Jahre und drei Streichquartette später wagt er wieder einen Versuch – und nach weiteren acht Jahren fühlt sich Brahms der Besetzung soweit gewachsen, dass er sie zur Form für sein „letztes Werk“ erwählt. Exemplarisch lässt uns dieses schnörkellos-präzise und dennoch poetische Stück den Konflikt studieren, mit dem der Komponist zeit seines Lebens gerungen hat: hier die unbedingte Verpflichtung gegenüber dem Formenkanon der Wiener Klassik, dort die romantische Tonsprache seiner Gegenwart.
Mozart scheint nicht so konfliktbeladen mit seinen Streichquintetten gerungen zu haben. Außerordentlich wichtig waren sie ihm dennoch. In planvoller Regelmäßigkeit, jedoch stets ohne Auftraggeber oder Entstehungsanlass, lässt er seinen Quartettzyklen Quintette folgen. (KV 593 entsteht ziemlich genau 100 Jahre vor Brahms‘ op. 111 und gehört in die Nachbarschaft der Preußischen Quartette.) Die Erweiterung der Mittelstimmen um eine Bratsche ist für Mozart offenbar von besonderem Reiz, bietet sie ihm doch Zugriff auf eine Farbenvielfalt, die in der barocken Polyphonie noch selbstverständlich, in der eckstimmenfixierten Klassik jedoch zum Teil verlorengegangen war.