Gesprächskonzert „Fantasien“
| Weimar | Musikgymnasium Schloß Belvedere
Peter Gülke & Klenke Quartett
Henry Purcell
Chaconne, Fantasien
Juan Cristóstomo de Arriaga
Streichquartett Nr. 1 d-Moll
Claude Debussy
Streichquartett g-Moll op. 10
Zur ungebundenen instrumentalen Form der Fantasie greifen Komponisten seit dem 16. Jahrhundert, wenn sie ihren musikalischen Einfall keiner starren Struktur unterwerfen, sondern quasi improvisierend und mit emotionaler Expressivität ausdrücken wollen. Während der Regentschaft von Charles II. kamen die fancies bereits aus der Mode, als der wie ein heller Komet am musikalischen Himmel Englands auftauchende Henry Purcell ihnen zu einer erstaunlichen Spätblüte verhalf. Die kurzen Stücke sind Kleinode von inhaltlicher Dichte und gleichberechtigter Eigenverantwortung aller Stimmen, die an Bachs Kunst der Fuge denken lassen.
Unserer Fantasie bleibt es überlassen, uns auszumalen, zu welchen musikalischen Höhen sich Juan Crisóstomo de Arriaga noch hätte aufschwingen können, wenn die Tuberkulose ihn nicht mit kaum 20 Jahren aus dem Leben gerissen hätte. Eine einzige Symphonie und drei Streichquartette bilden sein künstlerisches Vermächtnis. Hörbar nah steht die Musik dieses Genies der spanischen Romantik dem drei Jahre jüngeren Felix Mendelssohn und dem neun Jahre älteren Franz Schubert.
Claude Debussy besaß keine ausgeprägte Verbundenheit zu akademischen Formen. Er entwickelte seine eigenständige, fantasievolle Klangsprache durch den freien Umgang mit Formen und das Verweben unterschiedlichster musikalischer Einflüsse. In seinem Streichquartett verbindet er mit Geschick gregorianische Kirchentöne, Zigeunermusik und fernöstlich-exotische Gamelan-Klänge zu einem fantastischen Klanggemälde, in das sich selbst die schroffsten Dissonanzen harmonisch einfügen.